Kreativsein auf Anhieb ist nicht leicht - oft (er)schafft man nur dann besondere Dinge, wenn die äußeren und inneren Umstände stimmen und sich das Gefühl einstellt: Jetzt.
Bei Künstlerin Elke Niemann und rund zehn weiteren Frauen war es vom 21. Dezember bis 6. Januar soweit. Dieser Zeitraum werde auch als “Rauhnächte” bezeichnet, erklärt die Walsroder Künstlerin, “da entsteht eine tolle Energie”. Die haben sie und die Teilnehmerinnen ihres Kunstworkshops genutzt, um gemeinsam ein Gemälde zu schaffen. Das Ziel war, sich während des Prozesses vom alten Jahr zu verabschieden und das neue zu begrüßen, führt Elke Niemann aus. “Die anderen Frauen waren allesamt Anfänger, daher waren sie zunächst etwas unsicher. Irgendwann sind sie aber aus sich herausgekommen”, freut sich die Künstlerin, die während der Rauhnächte selbst “viel getrommelt, geschrieben und verbrannt hat” - denn nach alten Überlieferungen sollen die finsteren Mächte an diesen Tagen sehr mächtig sein.
Mächtig ist auch das Ergebnis der gemeinsamen Malarbeiten - kräftige, satte Farben, mit Acryl auf eine Leinwand von 80 mal 120 Zentimetern gebracht. Neben blauen und magentafarbenen Strudeln auf grünem Grund und einem leuchtend gold-orangenen Mond in der Bildecke gibt es viele Details, die beim Betrachten erst auf den zweiten Blick ins Auge fallen. “Das Bild muss wirken”, findet Niemann.
Ob und wie sehr es das tut, können Passanten der Langen Straße in Walsrode ab sofort selbst beurteilen: Das Kunstwerk hängt im Schaufenster der Heine-Buchhandlung aus und kann sogar ersteigert werden. “Wer Interesse hat, kann einfach in die Buchhandlung kommen und sein Gebot abgeben”, erläutert Inhaberin Iris Lutzke das Prozedere. “Das Startgebot sollte aber mindestens 150 Euro betragen.” Und das aus gutem Grund: Der Erlös, den das Gemälde erzielt, soll an den Verein “Frauen helfen Frauen” fließen. Die Vorsitzende Frauke Flöther freut sich über die zustande gekommene Auktion, bei der sich “drei Frauen schnell einig waren”, wie sie sagt. “Elke Niemann kam zu mir, und wir haben gemeinsam überlegt, wo wir das Bild versteigern können.” Mit Iris Lutzke fanden sie schnell eine begeisterte Mitstreiterin.
Flöther betont, dass auch Betriebe oder Bürogemeinschaften auf das Gemälde bieten können, und unterstreicht den guten Zweck des Unterfangens: “Die Frauen, die wir gerade betreuen, haben keine Zeit, Seminare zu besuchen oder zu malen. Sie müssen erst einmal ihr Leben neu organisieren.” Dabei hilft ihnen der Verein, der immer auch auf Spenden angewiesen ist.
Noch bis zum 4. März können Interessierte ihre Gebote auf das Bild in der Heine-Buchhandlung, Lange Straße 43, in Walsrode einreichen. Eine Tafel mit dem aktuell höchsten Gebot werde stets neben dem Gemälde im Schaufenster zu sehen sein, verrät Lutzke. Für den Gewinner der Auktion könne auch eine Spendenquittung ausgestellt werden.