Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen brauchen oft Hilfe und Unterstützung. Zum Beispiel, wenn sie einen Therapieplatz suchen, einen Platz in einer Wohngruppe - oder auch mehrere Maßnahmen zusammen. Damit diesen Menschen zeitnah und möglichst “passgenau” geholfen werden kann, gibt es seit dem 9. November “Heidjers:Help”, ein Gemeindepsychiatrische Zentrum (GPZ), das in der Trägerschaft des Heidekreis-Klinikums steht.
Ermöglicht wird die Einrichtung des Gemeindepsychiatrischen Zentrums durch die Unterstützung des Landes (Zuwendung zur Förderung von Gesundheitsregionen) und des Heidekreises, der die notwendige Kofinanzierung des Projektes sicherstellt. “Eine passgenaue und zielgerichtete Unterstützung von psychisch Erkrankten ist enorm wichtig und kann durch das gemeindepsychiatrische Zentrum angeboten werden. Davon profitieren natürlich auch die Angehörigen. Gerade in einem Flächenlandkreis wie dem Heidekreis ist es oft nicht leicht, die richtigen Angebote zu erkennen und zu nutzen”, begründet Landrat Manfred Ostermann das Engagement des Heidekreises.
Diesem Patienten könnte das GPZ helfen
Ein “typischer” Fall könnte sein: Ein schwer psychisch erkrankter Mensch, zum Beispiel mit einer Psychose und einer Suchterkrankung, findet nach der Entlassung aus dem Krankenhaus keine unmittelbare Weiterbehandlung. Er nimmt in Folge dessen nur die Medikamente, die er bei Entlassung mitbekommen hat, danach keine weiteren. Der psychische Zustand verschlechtert sich wieder, der Patient beginnt erneut, Suchtmittel zu konsumieren. Er vernachlässigt Behördenangelegenheiten, bezahlt keine Rechnungen, seine Wohnung ist von Kündigung bedroht. Diesem Patienten könnte das GPZ “Heidjers:Help” helfen.
Es würde den aktuellen Sachstand ermitteln, den Hilfebedarf feststellen und Mitarbeitende der Kooperationspartner hinzuziehen. So könnte zum Beispiel eine Neuverordnung der Medikation durch die Psychiatrische Institutsambulanz erfolgen, ebenso wie die Verordnung von ambulanter psychiatrischer Pflege. Weitere Hilfsmöglichkeiten wären möglich, zum Beispiel eine Unterstützung durch “Lebensraum Diakonie” zur Abwendung der Obdachlosigkeit.
Viele Kooperationspartner
Falls trotz der Hilfsmaßnahmen eine stationäre Aufnahme in der Psychiatrie nötig würde, könnte schon während der Behandlung gemeinsam mit der Klinik die Entlassungsvorbereitung betrieben werden. Somit wären nach der Entlassung des Patienten alle Hilfen, die dann ambulant greifen müssen, bereits koordiniert.
“Heidjers:Help kümmert sich also darum, dass Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen möglichst zeitnah Hilfsprogramme verschiedener Art bekommen, und deshalb ist es wichtig und gut, dass sich in unserem Gemeindepsychiatrischen Zentrum viele Kooperationspartner aus dem ambulanten und stationären Bereichen zusammengefunden haben”, erklärt Dr. med. Florian Gal, Chefarzt der Fachabteilung Psychiatrie und Psychotherapie am Heidekreis-Klinikum. Dr. Gal ist - gemeinsam mit Dr. Wolf Döring, Oberarzt und ärztlicher Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes im Heidekreis - ärztlicher Leiter des GPZ “Heidjers:Help”.
Neben dem Heidekreis-Klinikum und dem Sozialpsychiatrischen Dienst ist AWO Trialog fester Kooperationspartner. Dr. Gal erklärt, dass Kooperationsvereinbarungen mit Lebensraum Diakonie, Teestube-Soltau, tapp Celle und dem Geistlichen Rüstzentrum Krelingen kurz vor dem Abschluss ständen, und es hätten sich noch weitere Hilfsanbieter gemeldet, wie EUTB Südheidekreis. Gemeinsam verfolgten alle das Ziel, jedem psychisch erkrankten Menschen im Kreis bestmögliche Hilfe anzubieten. Das GPZ sei ein neues Angebot für psychisch schwer Erkrankte.