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Fachleute stellen Sachstand des Architektenwettbewerbs und der Neubauplanungen vor

HKK-Neubau in Dorfmark “ist faktisch unmöglich”

Dr. Hartwig Jaeger und Dietmar Schulz (vorne) von der Firma Archimeda erläuterten den Stand der Planungen. Foto: Hillmann
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Dr. Hartwig Jaeger und Dietmar Schulz (vorne) von der Firma Archimeda erläuterten den Stand der Planungen. Foto: Hillmann
SOLTAU - 22. März 2021 - 16:39 UHR - VON ROLF HILLMANN

Es geht auf die Zielgerade: Am 18. April findet der Bürgerentscheid statt. Und wenn man den Fachleuten Glauben schenkt, dann wird es eine zweite Chance auf einen zentralen Krankenhausneubau nicht noch mal geben. Aber immerhin: Sollte es zum Neubau kommen, wird das, was da gerade konzipiert und geplant wird, “eine tolle Sache”, so versprach es jedenfalls einer der renommierten Berater, der schon mal einen Blick auf die Pläne des Architektenwettbewerbs werfen konnte. Rund 2000 Mitarbeiter-Vorschläge liegen den Neubau-Planungen zugrunde. Ob es zu einer Realisierung - und zwar bei “F4” und nicht bei Dorfmark - kommt, das entscheiden die Bürgerinnen und Bürger am 18. April bei der Abstimmung.

Wenn Mitarbeiter eines Klinikums im Hinblick auf einen Neubau fast 2000 Anregungen, Vorschläge und Verbesserungen machen und diese Ideen auch Grundlage eines Architektenwettbewerbs werden, dann kann man davon ausgehen, dass das “neue” Haus nicht nur heller und moderner, sondern vor allem auch sehr viel leistungsfähiger und patientengerechter wird. Genau das ist nämlich geschehen, bevor der Architektenwettbewerb für das neue Heidekreis-Klinikum gestartet wurde. Ärzte, Pfleger, Techniker, Betriebsräte - buchstäblich jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter - beteiligten sich daran; es wurden 20 Arbeitsgruppen gebildet, und das Zusammenspiel der Kräfte, die Wege in dem neuen Haus, die Zuordnungen der Funktionen und Abteilungen und ganze Prozesssimulationen wurden sogar mit Playmobil-Figuren “nachgespielt”.

HKK-Aufsichtsratsvorsitzender Hermann Norden und Geschäftsführer Dr. Achim Rogge hatten am Montag, 22. März, die Presse eingeladen, um über den Sachstand des Architektenwettbewerbs und die Neubauplanungen zu informieren. Mit dabei waren die Geschäftsführer von Archimeda, einer europaweit agierenden, unabhängigen Beratungsgesellschaft für die Konzeption, Planung und Realisierung von Baumaßnahmen im Gesundheitswesen, hauptsächlich von Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen, Dr. Hartwig Jaeger und Dietmar Schulz.

Preisgericht tagt am 19. und 20. April

Demnach wird das Preisgericht, bestehend aus fast 40 Sachpreis- und Fachpreisrichterinnen und -richtern, am 19. und 20. April aus 16 vorliegenden Planungen und Entwürfen den Sieger ermitteln. Derzeit findet eine Sachverständigenvorprüfung statt. HKK-Geschäftsführer Dr. Achim Rogge bedauerte den späten Termin, da er das Ergebnis nach eigenen Worten gerne vor dem Bürgerentscheid präsentiert hätte, “um Lust auf ein neues Krankenhaus zu machen”. Doch leider habe es zeitliche Verzögerungen gegeben.

Dietmar Schulz von Archimeda erläuterte einige Besonderheiten in diesem Architektenwettbewerb: So habe es erstmals detaillierte Vorgaben durch die umfangreichen Vorschläge der Mitarbeiter gegeben. “Unser Ziel ist es, dass das neue Haus besser sein soll als das, was wir und das, was andere Krankenhäuser haben”, so Dr. Rogge. Derart detaillierte Auslobungsunterlagen seien ungewöhnlich - so ungewöhnlich, dass es Diskussionen mit dem Sozialministerium gab, das den Architekten freie Hand lassen wollte. Doch seitens des HKK habe man auf ein derartig komplexes Raum- und Funktionsprogramm bestanden, das den Architekten schließlich auch an die Hand gegeben wurde. Dr. Rogge fasste zusammen, was alle bewegt: “Wir wollen kein Schloss bauen, aber gute Medizin.”

Starke Beteiligung der Mitarbeiter

Die knapp 2000 Verbesserungsvorschläge reichten von einem Klinikum der kurzen Wege mit viel Tageslicht und Platz in den Zimmern für eine gute Patientenversorgung, von Aufwachräumen, die nahe der Operationsräume liegen sollen, von einer Palliativstation im Erdgeschoss für die Nutzung des Außenbereiches, von einer Anordnung der Räume auf der Intensivstation um den Stützpunkt herum für den Blickkontakt zu den Patienten, über die Zugänglichkeit des Aufwachraumes und die Einschleusung der Eltern auf der Kinderstation bis hin zur Nähe der Zentralen Notaufnahme zum Haupteingang. Dr. Jaeger, der die Pläne zum Teil schon gesehen hat, erklärte: “Das ist toll, was Sie da bekommen.” Damit meinte er übrigens auch die Tatsache, dass die Hälfte der Patientenzimmer Einzelzimmer sein werden - das werde vom Sozialministerium gefördert, so Dr. Rogge. Die Mitarbeiter hätten sich mit großer Leidenschaft an den Vorschlägen beteiligt. Da das neue Kreisklinikum dann im besten Fall auf der Grundlage von Mitarbeiter-Erfahrung konzipiert wurde, geht Dr. Rogge auch davon aus, Fachpersonal gewinnen zu können. “Ärzte gehen da hin, wo sie gut arbeiten können.”

Planungen für Dorfmark zeitlich unmöglich

Eine zentrale Frage in der Auseinandersetzung um den Standort, die auch dem Bürgerentscheid zu Grunde liegt, ist die nach der Realisierbarkeit eines Neubaus in Dorfmark. Dieser erteilten alle Beteiligten eine klare Absage. Eine Übertragbarkeit oder ein Neustart von Planungen und Architektenwettbewerb könne es in der Kürze der Zeit nicht geben. Das wird zwar schon seit geraumer Zeit gebetsmühlenartig verkündet, aber dennoch werden die Initiatoren des Bürgerbegehrens nicht müde, das Gegenteil zu behaupten.

“Wir bauen keine Schule oder Veranstaltungszentrum; ein Krankenhaus ist das Komplexeste, was man bauen kann”, so Dr. Rogge. Für jeden Neubau müsse ein städtebauliches und freiraumplanerisches, ein hochbauliches und ein funktionales Konzept vorgelegt werden. Die Erstellung dieser Konzepte seien, insbesondere das städtebauliche und freiraumplanerische, an das geltende Grundstück gebunden, so wie ein feststehendes Grundstück auch die Grundlage für einen Architektenwettbewerb gewesen sei. Eine Übertragung der Ergebnisse auf ein anderes Grundstück - im Falle eines “positiven” Ausgangs des Bürgerentscheids in Dorfmark - sei völlig ausgeschlossen.

Deadline im September - wer dann nicht fertig ist, stellt sich wieder hinten an

Auf Nachfrage erklärte Dietmar Schulz von Archimeda nochmals deutlich, dass im September die “Deadline” für die Einreichung der Förderunterlage Bau für das neue Heidekreis-Klinikum beim Sozialministerium sei. Die Prüfung dieser Unterlagen dauere Monate; im nächsten Jahr werde der gemeinsame Planungsausschuss dann über die Zusage der Finanzierung entscheiden. “Die Aussage ist klar: Wenn wir bis September einreichen, sind wir in der Finanzierung”, so Dr. Rogge, die Neubauten in Ostfriesland und im Heidekreis seien quasi gesetzt, “wenn wir uns nicht an den Zeitplan halten, müssen wir uns hinten anstellen, dann sind andere vor uns.”

Sollte es nicht zu einem Neubau kommen, zeichneten Dr. Rogge und Hermann Norden ein düsteres Bild. Dann würden zunächst die beiden Standorte in Walsrode und Soltau erhalten, “aber es wird nicht einfacher”. Der Geschäftsführer rechnete damit, dass “das dann vielleicht noch fünf, sechs Jahre gut geht, so lange wird es nur Geld kosten. Aber danach geht es auch mit Geld nicht mehr.” Damit zielte er auf neue gesetzgeberische Standards ab, die an bauliche, strukturelle und technische Voraussetzungen geknüpft seien. “Die werden wir dann nicht mehr erfüllen können, was bedeutet, dass wir dann auch bestimmte Leistungen nicht mehr erbringen dürfen.” Parallel rechnet er mit einer “schleichenden Abwanderung von klugen Köpfen”.

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