“Es hat sich in der Landwirtschaft in den vergangenen Jahren so viel entwickelt und verändert. Das müssen wir kommunizieren”, warb Dierk Brandt für Aufklärungsarbeit bei denen, die schließlich die Produkte der Landwirtschaft kaufen und konsumieren sollen. Dass diese Aufklärungsarbeit durchaus bereits bei Basiswissen nötig wird, machte ein Beispiel deutlich: “Da rufen jetzt Leute an und fragen, wo unsere Äpfel bleiben. Wenn wir darauf hinweisen, dass wir gerade erst die Apfelblüte hatten, folgt die Frage: Wieso denn das? Im Supermarkt gibt es doch Äpfel, warum sind eure nicht dabei?”
Dierk und Carina Brandt hatten kürzlich auf ihrem Hof in Schneeheide zum zweiten von Frauke Flöther und Uta Paschke-Albeshausen initiierten Genussabend eingeladen. Beim ersten Mal fand der Verkostungsabend noch digital statt. Wieder standen besondere regionale Produkte und ihre Betriebe im Mittelpunkt. Produkte, die jetzt gerade Saison haben und geerntet werden. Ergänzt wurde das Angebot von den Gästen selbst - mit frischen Salaten oder Suppen.
Der Obsthof Alvermann aus Woltem hatte seine Dachkirschen im Gepäck. Bis sie fruchtig-süß schmecken, ist so einiges an Arbeit nötig, wie Martina Alvermann erklärte. Das Besondere dieser Kirschen ist, wie der Name schon sagt, ihr Dach, das den Regen abhält und somit verhindert, dass sie bei starken Schauern platzen.
Nach den Kirschen standen frisch gepflückte Heidelbeeren von den Kirchboitzer Plantagen der Familie Brandt auf dem Verkostungsplan des Abends. “Unsere Heidelbeeren sind im Juli und August erntereif. Schaut man aber in den Supermarkt, findet man dort beispielsweise kurz nach Weihnachten Heidelbeeren aus Gewächshäusern vom anderen Ende der Welt.” Eine sehr bedenkliche Entwicklung, war sich Brandt mit den Anwesenden einig.
Tanja und Andreas Stadtländer, die bereits den ersten Genussabend mit gestaltet hatten, griffen den Verwertungsgedanken auf und bewiesen, dass sich das auf sehr leckere Art und Weise realisieren lässt: Älteres Brot kann mariniert zusammen mit Cocktailtomaten und roten Zwiebeln auf dem Grill geröstet werden. Möglichst nichts wegwerfen und alles in einen Kreislauf bringen, das ist die Idee, die dahintersteckt. Aus diesem Grund ist die Walsroder Brotmanufaktur Mitglied der Initiative “Too good to go” geworden und hat gemeinsam mit dem Hünzinger Bierbrauer, Bernd Meyer, auch das “Brotbräu” kreiert.
Weitere Biersorten der regionalen Brauerei stellte Meyer an diesem Abend ebenfalls vor und wies auf einen Faktor hin, der sowohl bei Bier als auch Brot für Bekömmlichkeit und Qualität maßgebend ist: die ausgiebige Reifezeit in der Kühlung.
Frauke Flöther, Vorsitzende des Vereins “Frauen helfen Frauen”, freute sich ganz besonders, ein passendes Patenprojekt gefunden zu haben. “Ich habe von der Gemüse-Ackerdemie der Grundschule in Bothmer gelesen und war sofort begeistert von diesem Projekt mit seinem Gedanken, Schülerinnen und Schüler an die Aufzucht und Pflege von einheimischem Obst und Gemüse heranzuführen. Ein Besuch vor Ort hat mich dann restlos überzeugt, dass die Reinerlöse unserer Genussabende dort in den besten Händen sind und für nützliche Dinge gebraucht werden.” Insgesamt sind an dem Abend 350 Euro für das Projekt zusammengekommen.