Sie wollen eine Pfanne kaufen - und vor dem Regal erhalten Sie eine Nachricht, dass es beim Kauf einen Silikonschaber gratis dazu gibt. Sie parken in der Walsroder Innenstadt - und werden darüber informiert, dass der Friseur Ihres Vertrauens noch Termine frei hat. Sie wollen ins Kino - und kurz vor dem Betreten meldet sich Ihr Smartphone: “Heute zwei Karten zum Preis von einer.” Was für ein Glück. Klingt wie Zukunftsmusik? Ist es auch, allerdings sind jene “Töne” bereits deutlich vernehmbar. Am 31. März soll die “Walsrode App” an den Start gehen - und fortan eine Brücke bilden zum stationären Handel.
Gemeinschaftsprojekt von Gronemedia und Stadt Walsrode
Die “Walsrode App” ist ein Gemeinschaftsprojekt von Gronemedia (Tochter des Verlagshauses J. Gronemann GmbH & Co. KG, Verlag der Walsroder Zeitung) und der Stadt Walsrode. Für die technische Realisierung zeichnet das Unternehmen Locandis verantwortlich, das ähnliche Projekte bereits für Kaufland, Hagebau und die Autostadt Wolfsburg umgesetzt hat. Die Walsroder Bürgermeisterin Helma Spöring verhehlte ihre Begeisterung für das “absolut innovative” Vorhaben am Mittwoch, 2. März, bei der “Kick-off-Veranstaltung” vor gut 40 Händlern aus Walsrode im Capitol-Kino nicht. Werbung werde sich verändern, ebenso wie der Einzelhandel, der sich “dem digitalen Zeitalter” anschließen müsse. An jener Schnittstelle komme die “Walsrode App” ins Spiel.
Ab 31. März kostenlos erhältlich
Ab Monatsende soll jene App kostenlos sowohl im Google Play Store (Android) als auch im App Store (Apple) zum Herunterladen verfügbar sein. Grundsätzlich, so der geschäftsführende Gesellschafter von Locandis, Stefan Brinkhoff, solle es möglich sein, die App völlig anonym zu nutzen; ohne Eingabe persönlicher Daten. Nichts werde ohne Einwilligung unter Berücksichtigung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) geschehen. Die Daten würden sicher auf Servern in Sachsen gespeichert, und die App sei unabhängig von Google, Facebook oder Amazon. Gleichwohl sei die Freigabe klar mitgeteilter Daten gewissermaßen die Währung, um die Vorteile (beispielsweise Rabatte) nutzen zu können, sagte Gronemedia-Geschäftsführer Clemens Röhrbein. Die “Walsrode App”, so Röhrbein, sei GPS-basiert. Im Inneren von Gebäuden komme per Bluetooth die gleiche Technik zum Tragen, die auch über die “Corona-Warn-App” genutzt wird.
Push-Nachrichten sollen Kaufentscheidung erleichtern
Zudem setze die “Walsrode App” auf Push-Nachrichten. Entscheidender Vorteil gegenüber E-Mails oder Newslettern: Sie tauchen auf dem Smartphone-Bildschirm unmittelbar neben der Whatsapp-Nachricht des besten Freundes auf; dies erhöhe die Wahrscheinlichkeit der Wahrnehmung enorm. Zudem sei, Beispiel Pfannenkauf, eine ganz individuelle Ansprache möglich. Die Option, über die App sowohl auf Rabatte als auch Besonderheiten (“Wussten Sie schon, dass es in unserem Hause auch eine Abteilung für Babysachen gibt?”) hinzuweisen, erhöhe, das sei wissenschaftlich belegt, sowohl den Umsatz als auch die Aufenthaltsdauer als auch das Wiederbesuchsverhalten. Die App, so Röhrbein, solle sich zu einer “gemeinschaftlichen digitalen Kundenkarte von Walsrodern für Walsroder” entwickeln. Sie sei gerade für kleinere Einzelhändler eine gute Gelegenheit, sich einer Art Cashback-System anzuschließen, das aufgrund hoher Kosten (zum Beispiel bei Payback) sonst nur für große Unternehmen interessant sei. Zudem solle die “Walsrode App” den stationären Handel unterstützen: “Wir wollen keine Rabattschleuder, sondern einen kleinen Trigger im Moment der Wahrheit setzen, der die Transaktion, den Kauf herbeiführt.”
Die Zielgruppe sei breit gefächert und lasse sich nicht an einer Altersgruppe festmachen. Sie reiche von “Smart Shoppern” bis zu Cashback-Nutzern, von Einheimischen bis zu Touristen. Als Potenzial, so Röhrbein, habe Gronemedia 140 Händler in und um Walsrode ausgemacht: “Es soll sehr auf Walsrode und dessen Geschäfte ausgerichtet sein.”
Pionierarbeit in der Lönsstadt
Die App in der Lönsstadt wird so etwas wie Pionierarbeit bedeuten. Bislang, so Röhrbein und Brinkhoff, sei ihnen keine Kommune bekannt, in der ein ähnliches System zum Einsatz komme. Jetzt, so Röhrbein, komme es auf die Bereitschaft der Händler an, bei jener Pionierarbeit mitzuwirken - was angesichts monatlicher Kosten von 200 bis 250 Euro keine Selbstverständlichkeit ist. Dem gegenüber, so der Gronemedia-Geschäftsführer, ständen enorme Entwicklungskosten und ein Werbebudget von mehr als 40.000 Euro, mithilfe dessen die “Walsrode App” im Print- und Onlinebereich sowie im Hörfunk bekannt gemacht werden soll.