Kleine hochstehende Ohren, eine süße schmale Stupsnase und wunderschöne dunkle Kulleraugen, das war alles, was im März im Serengeti-Park Hodenhagen immer mal für kurze Momente zu entdecken war. Und doch hat es schon ausgereicht, um die Herzen der Tierpfleger zu erobern.
Dieser niedliche kleine Kopf gehört zu dem ersten Nachwuchs in der Bennettkänguru-Gruppe im Serengeti-Park. In dem zu Fuß erreichbaren Gehege am Rande der Dschungel-Safari leben derzeit fünf Bennetts. Die mittelgroßen Kängurus gehören zur Gruppe der Wallabys und werden nur bis zu 75 Zentimeter groß und 11 bis 25 Kilo schwer.
In Australien werden nur Riesenkängurus als echte “Kängurus” bezeichnet. Die übrigen kleinen und mittelgroßen Arten werden Wallaby genannt. Aus diesem Grund bezeichnet man das Bennettkänguru auch als Rotnackenwallaby. Sie leben im Südosten Australiens, auf Tasmanien und kleineren, angrenzenden Inseln. Auf Tasmanien werden Bennettkängurus bejagt und haben damit eine wichtige wirtschaftliche Bedeutung. Das Fleisch der Tiere dient als Nahrungsmittel und entspricht damit der in Europa praktizierten Jagd des Rehwilds. Wie alle anderen Känguruarten gehört auch das Bennettkänguru zu den Beuteltieren.
Wie alt das Jungtier im Serengeti-Park ist und wann es “wirklich da” sein würde, war im Frühjahr noch unklar. Das ist typisch für Beuteltiere, denn ihnen fehlt das Nährgewebe, von dem sich der Nachwuchs im Körper der Mutter bis zur Geburtsreife ernährt. Daher verlassen Kängurujunge bereits nach 30 bis 40 Tagen Tragzeit das Körperinnere der Mutter und müssen sich im Beutel weiterentwickeln. Zum Zeitpunkt dieser Geburt sind sie nur etwa so groß wie ein Gummibärchen und kaum entwickelt.
Die anschließende sogenannte Beutelzeit dauert bis zu neun Monate. In dieser Zeit kann sich das Tier geschützt entwickeln. In dem Beutel bewegt es sich eigenständig zu den Zitzen der Mutter, um zu trinken. Irgendwann ist es dann auch schon groß genug, um mal über den Beutelrand hinaus einen neugierigen Blick auf die Welt “da draußen” zu werfen.
Und genau das machte das kleine Bennettkänguru im Serengeti-Park im März zum ersten Mal. Man brauchte aber Glück und Geduld, um das scheue Wesen im richtigen Moment erblicken zu können. Etwa drei Monate später war das Kleine schon wieder ein gutes Stück gewachsen - und mit ihm seine Neugierde und Mut. So entdeckten die Tierpfleger es im Juni bei einer morgendlichen Futterrunde erstmals außerhalb des Beutels neben seiner Mutter stehend. Für ein Foto hat die Zeit nicht gereicht: Kaum, dass das Junge die Pfleger ins Gehege kommen sah, setzte es zum Kopfsprung zurück in den schützenden Beutel der Mutter an.
Nach und nach kam es immer öfter ganz heraus und trainierte die ersten Hüpfer. Aber sicherheitshalber immer ganz nah an der Mutti mit dem Notausgang “Beutel”, in den es sich einfach reinplumpsen lassen kann. Die Ausflüge wurden dann immer länger und damit auch die Muskulatur kräftiger. Je größer das Jungtier - desto enger wird es im Beutel. Irgendwann wird es so groß sein, dass nach dem Kopfsprung in den Beutel die langen Füße noch herausschauen, weil sie einfach nicht mehr hineinpassen. Dann kommt irgendwann der Moment, an dem es der Mutter zu bunt wird und sie ihr Kind einfach nicht mehr reinlässt. Den Kopf wird es allerdings für einen Schluck Milch aus Mamas Zitzen noch weiter reinstecken dürfen.
Aufgrund dieser sehr ungewöhnlichen Entwicklung kann man bei einem Känguru nie genau sagen, wie alt es wirklich ist. Einen echten Geburtstag gibt es bei ihnen also nicht. Das Kleine im Serengeti-Park ist nicht nur ohne Geburtstag, sondern obendrein auch noch ohne Namen. Das liegt daran, dass es bisher noch nicht möglich war, das Geschlecht des Jungtieres zu bestimmen.
Da die Kängurus im Park in einer für Besucher begehbaren Anlage leben, ist es besonders wichtig, dass sie von Menschen nicht gestresst werden. Damit sie keine negativen Erfahrungen machen oder Ängste entwickeln, werden sie nicht unnötig angefasst. So wird auch weiterhin darauf verzichtet, das Tier einzufangen, um sein Geschlecht zu bestimmen. Irgendwann, so sind sich die Tierpfleger sicher, werden sie schon noch erkennen, ob ein Jungen- oder ein Mädchenname in die Zuchtunterlagen eingetragen werden muss.