Das Nördliche Breitmaulnashorn ist vom Aussterben bedroht und aus eigener Kraft nicht mehr in der Lage, fortzubestehen - beide noch verbliebenen lebenden Tiere sind Weibchen. Um die Art dennoch zu erhalten, wird auf künstliche Befruchtung und tierische Leihmütter gesetzt; so wurden beiden Tieren Eizellen entnommen, die im Labor mit zuvor eingefrorenem Sperma von bereits verstorbenen Bullen befruchtet wurden. Die Embryos sollen in Leihmütter - verwandte Südliche Breitmaulnashörner - eingesetzt werden, damit auf diese Weise ein Nördliches Breitmaulnashorn geboren wird. Um das Verfahren erfolgreich voranzubringen, ist Grundlagenforschung unverzichtbar. Und da kommen zoologische Einrichtungen wie der Serengeti-Park Hodenhagen ins Spiel, Heimat von Makena, einer Südlichen Breitmaulnashornkuh.
Vier Embryonen haben sich entwickelt
Am 26. Mai entnahm Professor Dr. Thomas Hildebrandt (Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, Leibniz-IZW) mit seinem Team im Rahmen des Forschungsprojektes “BioRescue” dem Tier in Hodenhagen ebenfalls zwölf Eizellen, nachdem durch die Corona-Pandemie ein geeigneter Partner für die siebenjährige Nashorndame nicht in den Zoo transportiert werden konnte. Im Anschluss sind die Eizellen in einem Labor in Italien gereift, bei sieben von ihnen war die Befruchtung mit Sperma eines Südlichen Nashornbullen aus dem Zoo Salzburg erfolgreich. Es entwickelten sich vier Embryonen, die nun in Flüssigstickstoff konserviert sind.
Dies ist der bislang erfolgreichste Einsatz bei diesem Vorgehen. Und da es auch bei Südlichen Breitmaulnashörnern Reproduktionsprobleme gibt, ist die Grundlagenforschung für diese komplizierten Methoden und Techniken als “Win-Win-Situation” für beide Nashornarten zu sehen.
Optimistischer Ausblick der Wissenschaftler
“Mit dem jetzigen Ergebnis hat sich unser Optimismus zur erfolgreichen Rettung des praktisch ausgestorbenen Nördlichen Breitmaulnashorns weiter verstärkt”, so das Fazit von Professor Dr. Thomas Hildebrandt. Und Dr. Fabrizio Sepe, Inhaber und Geschäftsführer der Serengeti-Park Hodenhagen GmbH, zeigte sich stolz, “dass wir mit unserer Makena einen wertvollen Beitrag für das BioRescue-Projekt leisten können. Ich bin zuversichtlich, dass wir langfristig mit unseren gemeinsamen Anstrengungen vielen Arten auf diesem Planeten eine Zukunft sichern können”.
Techniken für den Artenschutz
BioRescue ist ein internationales Konsortium aus Forschungseinrichtungen, zoologischen Gärten und Artenschutzorganisationen und hat sich zum Ziel gesetzt, fortschrittliche Methoden der assistierten Reproduktion (aART) und Stammzell-assoziierte Techniken (SCAT) weiterzuentwickeln und im Artenschutz einzusetzen.
BioRescue wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.